KzH, Corona und mehr

17.05.2020
Gerade als ich das Datum schreibe, fällt mir auf, dass ich heute vor 33 Jahren Konfirmation hatte. Aber das nur so als Einwurf.

Seit Anfang Februar bin ich zuhause. Krankgeschrieben. Es ging einfach nimmer. Leider. Irgendwie hatte sich so ein kleines fießes Etwas eingeschlichen und mich lahmgelegt. Mal wieder. 

Doch von vorn. Schon lange hatte ich das Gefühl, dass ich seit der Rheumadiagnose letzten Mai die PS wieder nimmer zu 100% auf die Straße kriege. Ich habe aber einen Anspruch an michundmeinEhrgeizverführt mich zu gern, ab und an gegen eine Wand zu rennen. Also habe ich mich immer wieder gepusht und dachte 'das muss doch gehn, stell dich nicht so an'. So hab ichmichdurchgehangeltundgehofft, dass sich schon irgendwie alles wieder normalisieren wird. Meine Kollegen sind in der Zeit meine große Stütze, helfen mir und unterstützen mich toll. Ich soll und willbisOsternendlichmein Green-Belt-Projekt fertig machen und stelle fest,  dass ich mittlerweile mit den einfachsten Dingen überfordert bin. So langsam zweifle ich heftig an an mir. Noch immerwillund willundwill ich. Lächle, helfe meinen Kollegen wenn sie ein offenes Ohr brauchen und eben bei Kleinscheiß. Dann ist das Kartenhaus in meinen Kopfzurück. Das Gefühl kenne ich schon. IchversuchegefühltimKopf ein Kartenhaus zu balancieren. Das gelingt mir immer weniger. Das geht so weit bis ich vor meinem Bildschirm sitze ,die Maus rumschiebe aber nicht mal mehr weiß, was ich dageradearbeite -wennich denn, außer die Maus spazieren zu schieben, überhaupt etwas tue. Das ging dann noch ein paar Tage so. Das Kartenhaus wankt. Normal hätte ich schon allerlängst mit Michaelgesprochen.MeinChef.Er fehlt mir. Aber das Vertrauen ist weg. Langsam wird aber klar, dass irgendwas nicht stimmt aber noch raffe ich nicht, was los ist. Dann fasse ich -weil mein inneres Ich ganzlautHILFEschreit-den Entschluss, mich an die interne Sozialberatung zu wenden.  Dort angekommen kratze ich allen Mut zusammen und erzähle .Ich glaube, es war fast eine Stunde. Ohne Punkt undKomma,dafürmitvielen Tränen. Dann breche ich innerlich vollends zusammen. Die Psychlogin rät mir, mich an eine Therapeutin zu wenden. Da erst wird mir klar, dass ich komplett am Ende bin und, dass essonichtmehrweitergehen kann. Noch am gleichen Tag sitze ich bei meinem Psychodoc. Er schreibt mich sofort krank. Die nächsten Tage verbringe ich quasi komplett schlafend. Dann schaffe iches,etwasStrukturreinzubekommen. Ausschlafen, ne Weile rumkruschteln, dann ausruhen weil der Akku komplett leer ist. So geht das einige Zeit, dannnkommt Corona bzw. Covid-19 und stellt alles aufdenKopf. Aufeinmalfindet das Leben aller komplett zuhause statt. Ich bin das zu dem Zeitpunkt schon gewohnt. Immer wieder brüte ich darüber, wie es mit mir arbeitstechnisch weitergeht, komme aberaufkeinenNenner.Naja, mein Hirn läuft wohl noch immer im Notprogramm. Ich bin seit 31 Jahren beim Daimler. Soll ich wirklich die Abfindung nehmen? Sollte das tatsächlich denkbar sein? Kann ichdasbringen?Will ichdas? Aber was ist die Alternative? Gibt's intern Möglichkeiten für mich? Ich hirne, habe aber null Ideen. Darf ich wirklich den Gedanken zulassen, mir 'draußen' was zu suchen?Aberwas?DasJobangebot als Backofficassistentin freut mich und gefällt mir sehr gut. Das ist eine sinnvolle Aufgabe, ich kann Menschen helfen. Dann bekomme ich tatsächlich und totalunerwartetdieReha-Zusagevon der Rentenversicherung. Mein Doc hatte das 2+4 Projekt der Luisenklinik vorgeschlagen und genau DAS wurde genehmigt. Top! Ruckzuck war ich in Bad Dürrheim, wo ich dieanderen 7unsererCrewkennenlernte. Ein guter Haufen netter Menschen, bei dem jede:r sein/ihr persönliches Päckchen dabei hatte. Wir hatten fortan viel Spaß zusammen und weinten auch die eineoderandereTränemiteinander. Abends musste ich mich immer mal abseilen, weil ich Zeit für mich brauchte. Schließlich musste ich in mich reinhören, was ich in Zukunft arbeiten will. Was kann ichmachen?Waslässt dasRheuma zu? Was packt meine Birne? Was will mein Herz, meine Seele? Und auf einmal war da der Gedanke, warum das ganze Drama nicht auch eine Chance darstellen sollte?!

Uhren interessieren mich schon immer. Zu meinem 40sten machte ich meinen ersten Uhrenkurs. Damals bei Schäuble & Söhne in Karlsruhe. Ich zerlegte die Lehrgangsuhr, veredelteeinigeEinzelteileunddie fertige Uhr läuft sogar - wenn man sie aufzieht ;-).
Im Januar 2019 war ich dann bei Askania in Berlin und durfte eine Automatikuhr zerlegen, reinigen und wieder zusammenbauen. Das war für mich ein Traum. Bekam das breite Grinsen nimmerausdemGesicht.Schon da dachte ich 'Uhrmacher! Das wärs'. Mit einem festen Arbeitsvertrag und einer tollen Aufgabe mit super lieben Kollegen, war der Gedanke aber natürlich total utopisch.
Jetz nimmer........